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Abstimmungszeit beendet
Autor Constanze Riel am 17. Oktober 2008
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Gesundheit

Freigabe von Diamorphin für Heroinsüchtige

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

die Abgabe künstlichen Heroins kann Junkies den Weg aus dem Drogensumpf eröffnen. Doch weil die Union ein Gesetz blockiert, stehen die Ambulanzen vor dem Aus.

Ich möchte Sie fragen -
Die Union im Bundestag beharrt ängstlich auf dem Vorurteil, die kontrollierte Abgabe von Diamorphin/Heroin würde den Staat zum Dealer machen, statt eine Therapie dauerhaft zu legalisieren, die schon langfristig erprobt wurde und die Kriminalität der Betroffenen deutlich reduziert hat, während sich ihr Gesundheitszustand verbesserte und sie sogar zum Teil wieder regulär arbeiten konnten.
Ist dies tatsächlich auch die Meinung der Regierung? Würde die Regierung eine Legalisierung von Diamorphin/Heroin begrüßen?

Hintergrund:
Diamorphin ist reines, künstlich hergestelltes Heroin, das große Ähnlichkeit mit Morphinen in der Schmerzbehandlung hat. Seit 2002 wird Diamorphin in einem bundesweiten Modellprojekt an Schwerstabhängige in Bonn, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, München und Karlsruhe abgegeben. Die Modellphase ist inzwischen abgelaufen. Derzeit werden mit einer Ausnahmegenehmigung noch rund 300 Abhängige in den sieben Städten behandelt. Dauerhaft gesichert werden könnte die Herointherapie nur, wenn Diamorphin als Medikament zugelassen wird.

Die Diamorphin-Therapie wird bei Schwerstabhängigen angewendet, die mehrere Entziehungsversuche abgebrochen haben und ausserdem nicht für eine Methadon-Ersatztherapie geeignet sind. Durch diese Therapie gelang es ihnen, in ein normales Leben zurückzufinden und aus dem Drogenumfeld auszusteigen. Die Einnahme von Diamorphin findet unter Aufsicht statt.
Es geht somit darum, einer speziellen Gruppe von Menschen zu helfen, denen mit allen bisher zugelassenen Mitteln nicht gelungen ist, gesund zu werden, und die wahrscheinlich an der Heroinsucht und den damit verbundenen Lebensumständen sterben würden.
Es geht darum, ob der Staat in der Verantwortung steht, diesen Menschen zu helfen, obwohl sie durch illegale Drogen erkrankt sind.
Ich finde: JA!

Frau Bundeskanzlerin, die Union hat bereits erläutert, warum sie gegen eine Freigabe ist:
1. Staat darf sich nicht zum Drogendealer machen.
2. Langfristiges Ziel der Therapie soll der Ausstieg aus der Drogenabhängigkeit / die Entwöhnung sein.
3. Bei der Haushaltsdebatte im Bundestag wurde seitens der Union geäussert, dass das Projekt natürlich mit Modellcharakter weitergeführt werden könnte.

Mir scheint, dass das erste Argument zuviel Angst und Risikoscheu enthält, wenn man auf der anderen Seite die Leben dieser Menschen und die eindeutig positive Beurteilung der Experten betrachtet. Das zweite Argument greift zu kurz, denn natürlich ist die Entwöhnung auch das langfristige Ziel der Diamorphin-Therapie. Im dritten Punkt scheint die Union sich in ein gutes Licht rücken zu wollen, denn für eine Förderung als Modellprojekt kommt die Therapie eventuell nicht mehr in Frage: Sie wurde geprüft und für gut befunden!!

Ihre Argumente überzeugen mich nicht, und ich bitte Sie, und die Drogenbeauftragte der Union, sich noch einmal über dieses Thema zu informieren und Ihren Standpunkt zu überdenken.

Mit freundlichen Grüssen,
Constanze Riel