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Beantwortet
Autor T. Panagiotidis am 02. Juli 2015
8170 Leser · 0 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Bitte bleiben Sie gegenüber der griechischen Regierung den Werten Europas und der Eurogruppe treu!

Liebe Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel,

Ich bin gebürtiger Grieche und lebe seit meinem 9. Lebensjahr hier in Deutschland. Meine Eltern kamen als Gastarbeiter. Deutschland hat mir und meiner Familie viel gegeben, nicht nur Arbeit und Geld, sondern auch eine neue Heimat. Mit den Vorbildern fleißiger, aufrichtiger Eltern und Menschen in diesem Land konnte ich selbst hier etwas erreichen, wofür ich den Bürgern und den Regierungen sehr dankbar bin: ich bin promovierter Ingenieur und arbeite in der chemischen Industrie, habe eine "deutsche" Frau und drei erwachsene Töchter, die ihren Weg machen.

Nun zu meinem Statement: Es ist beschämend, wie mind. zwei Regierungsverantwortliche "Spieler" Griechenlands, die mit Populismus und falschen Versprechungen auf Kosten anderer demokratisch gewählt wurden, mit den Vertretern von 18 anderen, ebenfalls demokratisch gewählten Vertretern europäischer Regierungen und der ganzen Welt umgehen. Ich hätte an Ihrer Stelle auch nicht das geringste Vertrauen mehr in diese griechische Regierung. Sie hat das Ansehen Griechenlands und sogar der dort und hier lebenden Griechen nachhaltig geschadet. Auch wenn Ihnen und mir die einfachen Menschen in Griechenland, die jetzt darunter leiden, sehr leid tun: Bitte geben Sie gegenüber Tsipras und Varufakis nicht nach! Auch nicht, wenn das Volk in der fragwürdigen Abstimmung am kommenden Sonntag mit "Nein " stimmen sollte. Die Griechen in GR müssen lernen, dass man nicht alles oder vieles auf Kosten Anderer einfach so bekommen kann. Besonders nicht die verwöhnten Staatsdiener und deren Frührentner, von denen ich persönlich einige kenne! Ich wünsche Ihnen viel Mut und eine glückliche Hand!

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 28. Juli 2015
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Panagiotidis,

vielen Dank für Ihre guten Wünsche und Ihren Beitrag, den wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Um die gewünschten Hilfsgelder aus dem ESM-Vertrag zu erhalten, muss Griechenland grundlegende Reformen auf den Weg bringen. Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfinanzminister Schäuble haben dafür in Brüssel konsequent verhandelt. Die Bedingungen für die Aufnahme der Verhandlungen mit Griechenland sind hart aber fair. Ein von Griechenland geforderter Schuldenschnitt ist allerdings nach dem europäischen Recht ausgeschlossen. Griechenland muss also ohne Schuldenschnitt die Voraussetzungen schaffen.

Experten der Europäischen Kommission, des Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank werden nun die Umsetzung der geforderten Reformen überprüfen. Vom Ergebnis hängt ab, ob die Verhandlungen über das dann dritte Hilfspaket für Griechenland auch erfolgreich abgeschlossen werden können.

Wirtschaft und Staatswesen reformieren

Es stimmt, viel Vertrauen ist verloren gegangen. Griechenland hat beispielsweise

• in der Vergangenheit gemachte Zusagen nicht eingehalten.

• auch heute, im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt mit die höchsten Verwaltungsaufwendungen aller europäischen Länder.

• in Teilen ein Rentenniveau, das weit über vergleichbaren Systemen liegt.

Erst nach Abschluss der Verhandlungen wird sich zeigen, ob Vertrauen wieder aufgebaut werden kann. Die Bundesregierung hofft, dass Griechenland seine letzte Chance nutzt.

Es geht auch um Europa

Europa hat schwierige Jahre hinter sich. Der Euroraum aber ist robuster geworden, in Portugal, Irland, Spanien, Zypern gibt es wieder Wachstum. Auch bei ganz unterschiedlichen Interessenlagen haben die Staats- und Regierungschefs immer wieder einstimmige Lösungen gefunden. Europa hat vieles sehr gut gemeistert. Die Bundesregierung müht sich um Europa. Denn alleine wären gerade die Herausforderungen des Terrorismus oder die Flüchtlingskrise noch viel weniger zu bewältigen.

Weitere Informationen:

http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Reden/20...

http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Artikel/2015/07/...

http://www.bundeskanzlerin.de/Content/DE/Artikel/2015/07/...

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Presse- und Informationsamt der Bundesregierung