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Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Tayaba Mahmood am 29. Mai 2010
18530 Leser · 0 Kommentare

Außenpolitik

Anschläge auf zwei Moscheen der Ahmadiyya Gemeinde

Liebe Frau Bundeskanzlerin,

heute wurden in Pakistan auf zwei Moscheen unserer Gemeinde Ahmadiyya Muslim Jamaat Anschläge verübt. Über 80 Ahmadis verstarben.
Unter den Betenden waren auch Verwandte von uns.
Wir sind alle sehr betroffen und schockiert.
Vor 20 Jahren sind wir aus Pakistan geflohen, weil wir dort ständig Angst haben mussten umgebracht zu werden. Man verfolgte uns nur weil wir Ahmadis sind. Für Ahmadis wird die Situation in Pakistan immer schlimmer. Es geht keine Woche, wo nicht irgend ein Ahmadi gefoltert, ins Gefängnis gesteckt oder umgebracht wird.
Deutschland schenkt Pakistan so viel Entwicklungshilfe.
Können Sie nicht die Regierung in Pakistan auf die Situation der Ahmadis aufmerksam machen.
Ein Gespräch von Ihnen kann für die Ahmadis viel Gutes und vielleicht auch mehr Sicherheit bringen. Die Regierung würde versuchen die Ahmadis zu schützen, was sie jetzt nicht tut.
Ich bitte Sie um ein Gespräch mit der Regierung in Pakistan.
Sie würde dies ein paar Minuten kosten, den Ahmadis um deren Leben wir bangen, könnte dies Sicherheit bringen.

Bitte helfen Sie.
Sie haben die Macht, etwas zu bewirken.
Helfen Sie!

Hochachtungsvoll

Tayaba Mahmood

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 17. Juni 2010
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Mahmood,

vielen Dank für Ihr Schreiben, das wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Die Bundesregierung teilt die Betroffenheit der Gemeinde der Ahmadiiyya Muslim Jamaat über die terroristischen Anschläge gegen Ihre Glaubensgemeinde in Pakistan. Diese feigen Attentate zeigen, dass die internationale Staatengemeinschaft in ihren Anstrengungen in der Auseinandersetzung mit dem internationalen Terrorismus nicht nachlassen darf.

Die Bundesregierung verurteilt jede Art von religiös motivierter Gewalt. Sie setzt sich weltweit und ohne Bevorzugung bestimmter Religionen für die Gewährleistung und den Schutz des individuellen Rechts auf Religionsfreiheit ein. Wichtig ist ihr besonders der Schutz religiöser Minderheiten. Die kürzlich erfolgte Ratifizierung des internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte und der Anti-Folter Konvention durch Pakistan sehen wir hier als einen bedeutenden Fortschritt an, auch wenn der Umsetzungsprozess noch aussteht.

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit mit Pakistan setzt Schwerpunkte in der Ausbildung von geschultem Verwaltungspersonal und Lehrern, denen eine Kultur der Toleranz und Gleichberechtigung vermittelt werden soll. Insbesondere im pakistanischen Bildungssektor sind hier in den letzten Jahren der Zusammenarbeit mit dem pakistanischen Partner wichtige Erfolge festzustellen. Diese Prozesse brauchen allerdings Zeit, bevor sie ihre volle Wirkung entfalten können.

Auch die wirtschaftliche Stärkung und Entwicklung einer Region sind wichtige Ziele der Zusammenarbeit. Denn Armut und fehlende wirtschaftliche Perspektiven leisten extremistischen Tendenzen in einer Gesellschaft häufig Vorschub.

Die Bundesregierung wird sich weiterhin sowohl im Dialog mit Vertretern der pakistanischen Regierung als auch im europäischen Rahmen für die Achtung und den Schutz der Menschenrechte und den Minderheitenschutz einsetzen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung