Sehr geehrte Frau Kleinke,
Ihre Frage basiert auf der Vermutung, dass die genannten Zahlen auf ein nachlassendes Interesse am Bürgerdialog via direktzu/Platzeck schließen lassen. Sie werden bei der Lektüre meiner Antwort merken, dass manchmal der erste Schein trügt. Zugleich regt Ihre Frage aber auch zum Nachdenken über Verbesserungsmöglichkeiten in der Online-Kommunikation an. Insofern danke ich Ihnen sehr für Ihren Eintrag.
Zunächst zu den Fakten: Die auf dem Portal veröffentlichten Zahlen sind absolute Zahlen, das heißt sie umfassen alle Leser eines Beitrages von der Veröffentlichung bis heute. So wurde eine der ersten Fragen, die Frage von Frau Fides zum Landtagsneubau, vom Juli 2007 bis heute insgesamt 12.700 Mal gelesen. In 44 Monaten wurde sie also im Schnitt monatlich rund 290 Mal angeklickt. Die aktuelle Frage etwa von Herrn Schulze zur Oderbrücke bei Aurith - veröffentlicht Ende Januar 2011 - wurde bislang insgesamt 1.450 Mal gelesen, das macht einen monatlichen Durchschnitt von rund 580. Würde ich Ihrer Lesart folgen, wäre die aktuelle Frage von größerem Interesse als die Frage aus dem Jahr 2007 und ich könnte daraus schließen, dass das Interesse an direktzu.de/platzeck sogar gestiegen wäre.
Trotzdem habe ich unseren Webmaster um eine längerfristige statistische Auswertung gebeten. Die zeigt folgendes Bild: In den Monaten kurz nach der Veröffentlichung werden insbesondere sehr „tagesaktuelle“ Fragen und Antworten häufiger gelesen, danach ist das Informationsbedürfnis in der Regel befriedigt und es gibt weniger Aufrufe. Das ist seit der Freischaltung meines Portals im Sommer 2007 so.
Wie Sie wissen funktioniert die Abstimmung wie das Spiel "Tau-Ziehen". Eine Stimme für einen Beitrag "zieht" seinen Punktestand um einen Punkt nach vorn, eine Stimme gegen einen Beitrag bringt seinen Punktestand um einen Punkt zurück. Auf diese Weise entsteht ein positiver oder negativer Punktestand. Wenn nun 100 Leser für die Beantwortung einer Frage abgestimmt haben und 60 dagegen, weil sie ein anderes Thema im Fokus hatten, bleiben letztlich nur 40 Stimmen oder Punkte. Die Zahl, die Sie auf direktzu.de sehen, ist letztlich die Differenz aus Pro und Contra und könnte, da haben Sie vollkommen recht, den Eindruck erwecken, es hätten sich nur 40 Interessierte an der Abstimmung beteiligt.
Die Voting-Beteiligung insgesamt hängt nach meiner Einschätzung von mehreren Faktoren ab. Auffällig sind saisonale Einflüsse, das bedeutet in den Herbst- und Wintermonaten ist die Aktivität auf dem Portal deutlich größer als in der Sommerzeit. Zweitens werden politische Themen, die viele Brandenburgerinnen und Brandenburger in ihrem Alltag persönlich berühren – denken Sie nur an den Flughafenbau oder aber auch Bildungsthemen – von einer größeren Leserschaft gevotet als andere Fragen. Bei all dem weiß ich natürlich, dass sich das Rezipientenverhalten seit der Einführung von direktzu/Platzeck im Jahre 2007 auch verändert hat. Online-Kommunikation unter jüngeren Menschen findet heute hauptsächlich in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter statt. Deshalb werde ich trotz des großen und anhaltenden Zuspruchs, dessen sich mein Portal direktzu/Platzeck erfreut, auch über zusätzliche Formen des öffentlichen Dialogs nachdenken.
Allen, die sich an direktzu/Platzeck beteiligen, auf diesem Weg meinen herzlichen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
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