Sehr geehrte Frau Kalayci,
Sie können mir glauben: Wenn Sie mit Ihrer Annahme recht hätten, dass Jugendliche nur wegen ihrer Herkunft in den Jobcentern spezielle Tests durchlaufen müssten, würde ich Sie mit aller Kraft unterstützen. Aber es ist nicht so. Die Fachleute in unserer Landesregierung haben mir versichert, dass es keinerlei gesetzliche Regelung gibt, die eine Unterscheidung zwischen jungen Menschen deutscher oder ausländischer Herkunft bei der Betreuung in den Jobcentern fordert oder auch nur toleriert. Diese Feststellung ist mir sehr wichtig.
Sehr geehrte Frau Kalayci, möglicherweise haben Sie in Ihrem Ärger über die vermeintliche Diskriminierung Ihrer Tochter den guten Willen der Mitarbeiter des Jobcenters und den positiven Ansatz aus dem Gesetz, nämlich zu helfen und zu fördern, übersehen. Deshalb will ich Ihnen kurz die Rechtslage darstellen, wie sie auch für jeden deutschen Jugendlichen gilt:
Junge Menschen unter 25 Jahren mit besonderem Hilfebedarf sollen unverzüglich in Arbeit, Ausbildung oder andere Arbeitsgelegenheiten vermittelt werden. Das nennt man einen subjektiven Rechtsanspruch. Um diesem hohen Anspruch des Gesetzes gerecht werden zu können, sollen Tests vorher Klarheit über die Eignung oder die Potenziale der einzelnen Bewerber bringen – sowohl bei deutschen als auch bei ausländischen Kindern. In welchem Umfang solche Prüfungen erforderlich sind, lässt sich allerdings nur im Einzelfall bestimmen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass hier über das Ziel hinaus geschossen wird, sollten Sie das Gespräch mit dem jeweiligen persönlichen Ansprechpartner im Jobcenter oder dessen Vorgesetzten suchen.
Sehr geehrte Frau Kalayci, wie ich Ihrem Schreiben entnehme, wohnen Sie in Berlin und werden dementsprechend von einer Berliner Behörde betreut. Ich empfehle Ihnen daher, sich mit Ihrem Anliegen an die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, Oranienstr.106; 10969 Berlin zu wenden.
Zum Abschluss ein persönliches Wort: Ich freue mich, wie engagiert Sie sich für die berufliche Zukunft Ihrer Tochter einsetzen. Ich wünsche Ihrer Tochter eine erfolgreiche Eingliederung in die Arbeitswelt.
Mit freundlichem Gruß
Matthias Platzeck
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