Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Abstimmungszeit beendet
Autor Bea Schmidt am 18. April 2015
10740 Leser · 11 Kommentare

Arbeitsmarkt

Bestrafung bei Eigeninitiative durch das JobCenter

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

ich habe gerade einen Beitrag des WDR gesehen und bin sprachlos. Da werden zwei Frauen gezeigt, die eine schulische Berufsausbildung machen, eine Familie ernähren müssen - und vom JobCenter tatsächlich die komplette Leistung gestrichen bekommen haben, als Strafe für ihre Eigeninitiative. Das Gesetz sieht es so vor...
Sehr geehrte Frau Merkel, wieso bekommt man in Deutschland keine wahren zweiten oder dritten Chancen? Wieso soll man lieber zuhause sitzen oder an für manchen Teilnehmer unsinnigen Maßnahmen teilnehmen, statt eine wirkliche Chance zu erhalten und auch als erwachsener Mensch berufliche Förderung zu einer Neuausbildung erhalten? Ich verstehe dies nicht und möchte nach Kanada verweisen: Dort ist Weiterbildung und Ausbildung Sache des Menschen selbst, darüber entscheiden keine Behören, keine Ämter und keine Rentenversicherung - sondern das Individuum selbst. Angeblich haben wir in Deutschland Fachkäftemangel, wieso bekommen Menschen in mittleren Lebensjahren dann sowenig Chancen darauf, Fachkraft zu werden? Wann wird sich die Bundesregierung dem endlich annehmen und die Fehler der Gesetzgebung ändern? Wer einen Berufsabschluss macht, sollte nicht vom Staat bestraft werden. Wo ist sie, die Chancengleichheit für alle? Wann kommt das Bafög für "ältere Semester"? Man möchte ja nicht geschenkt haben, und zahlt es später zurück.

Mit den besten Grüßen,

B.Schmidt

Kommentare (11)Schließen

  1. Autor Gabriele Klein
    am 18. April 2015
    1.

    Wenn das so stimmt, (ich kenne den WDR nicht) wäre das eine höchst seltsame Logik der Journalisten und eine Zumutung an die Hörer. Aufgabe eines Job Centers ist die Vermittlung und ggf. auch Befähigung durch Kurzschulungen für den Job. Es ist niemals die Aufgabe eines Job Centers ganze Schulausbildungen zu finanzieren. Also wenn Sie Wurst kaufen wollen, sollten sie nicht gerade in einer Drogerie danach suchen sondern in eine Metzgerei gehen......So ist das da auch, die Damen haben das verkehrte Antragsformular erwischt und vermutlich den BAFÖG Antrag mit dem Antrag auf Arbeitslosengeld verwechselt....

  2. Autor Gabriele Klein
    am 18. April 2015
    2.

    PS: Dass man hierzulande geradezu obsessiv versucht Leute auszusondieren und ins "Aus" zu schieben, ganz egal wo, darain gebe ich ihnen Recht..... Ich führe diese Dinge auf die Auswirkungen bis Heute der mittelalterliche Stände (oder Kasten)gesellschaft zurück sowie auch auf die Nachwirkungen des Dritten Reiches. Allerdings tangieren diese Dinge einen Menschen mit Eigeninitiative nicht mehr, denn es gibt das Internet und da ist Fortbildung immer und stets bis in die höchsten Regionen möglich und fast ohne Vorbedingung. Soweit ich weiß wurde von jüdischer Seite die University of the People gegründet, ein tolles Projekt das ganz genau diese Chancen bereit hält. Den Andern zu fördern ist schlußendlich im Eigenen Interesse, denn an der Dummheit, auch der des Andern kann keinem gelegen sein sie zahlt sich nirgendwo aus......

  3. Autor Andreas J.
    am 21. April 2015
    3.

    wenn wie in ihrem Fall geschildert, zwei Frauen eine schulische Berufsausbildung machen und auch noch ihre Familie ernähren müssen, frage ich mich natürlich, ob diese Frauen alleierziehend oder verheiratet sind, ob sie Kinder haben etc.
    Wie Frau Klein richtig beschrieben hat, besteht die Aufgabe des Jobcenters in Kurzschulungen oder der Vermittlung von ABM Maßnahmen.
    Eine komplette schulische Ausbildung von "Spätzündern" zu finanzieren, sprengt sicher den finanziellen Spielraum des Jobcenters.
    Zum anderen hätten sich diese beiden Damen, vorher beim Jobcenter sachkundig machen können, da sie ja keiner Arbeit nachgegangen sind und vom Jobcenter betreut wurden.
    Ihren zweiten Beitrag im Bezug auf das Aussondern, stimme ich in keiner Weise zu.
    Es gibt in Deutschland ein Schulsystem und im Regelfall sollte man nach dem Schulbesuch eine Ausbildung und absolvieren.
    Wenn die beiden Damen erst eine Familie gründen und dann anfangen an der Ausbildung zu arbeiten, ist das der falsche Weg und dafür kann nun nicht auch noch die Gesellschaft verantwortlich gemacht werden.
    Wie heißt es doch so treffend: "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied"

  4. Autor Bea Schmidt
    am 21. April 2015
    4.

    Hallo Andreas, das ist zu kurzsichtig gedacht. Leben ist nicht immer "planbar", und ja, mancher Mensch ist eben ein "Spätzünder". Soll man ihn deswegen das restliche Leben verpfuschen? Es ist doch viel klüger und besser, auch einen "Spätzünder" eine fundierte Ausbildung mit verwertbarem Abschluss machen zu lassen, statt ihn zu gängeln und zu bedrohen. Nur mit einem Zertifikat bekommt man im zeugnisgläubigen Deutschland eine Stelle - und damit die Aussicht auf einen längerfristigen Job. Das wäre gut angelegtes Geld, denn die mit Abschluss verdient man eher Geld und zahlt in die Sozialsysteme und in die Staatskasse ein. Sollen "Spätzünder", wie sie sie nennen, bis zum Renteneintritt bestraft bleiben - und chancenlos? Zur Volksgesundheit trägt dieses System, so wie es jetzt ist, nicht gerade bei, im Gegenteil. Aber ich verstehe: Eine zweite echte Chance hat man in Ihren Augen scheinbar eher weniger verdient...

  5. Autor Ralf Schumann
    am 21. April 2015
    5.

    Es gibt keine Altersbegrenzung bei der Ausbildungsförderung durch das Jobcenter! Das wäre diskriminierend und wird auch, soweit ich weiß, nicht gemacht. Jede Ausbildungsfinanzierung, die vom Jobcenter abgelehnt wird, ist gerichtlich anfechtbar. Für den Hartz 4-Empfänger ist das kostenlos. Es werden übrigens komplette Ausbildungen (3jährige Ausbildungen werden auf 2 Jahre verkürzt) vom Jobcenter bezahlt. Dass viele Arbeitslosen keine Ausbildungen wollen, stimmt uns Beratern in den Jobcentern auch traurig. Ich freue mich über jeden, der sich qualifizieren möchte.
    .
    Einiges in diesem Beitrag ist für mich nicht nachvollziehbar. So ist das eben mit der Pressefreiheit ...
    .
    Die Ausbildung zur Physiotherapeutin hätte die Dame auch mit Hilfe des Jobcenters machen können, allerdings geht das nicht an einer Hochschule. Hier müsste sie BaföG beantragen, was aber mit 33 Jahren nicht mehr erfolgreich ist. So sind nun einmal die Gesetze ...
    .
    Wie würden auch die Hochschulen und Unis aussehen, wenn dort Hartz 4-Empfänger sitzen dürften? 40 Jahre studiert und beruflich nix passiert ... Heute Mathe, morgen Politologie, übermorgen mal schauen? Wer soll das bezahlen? Gibt es dann noch genügend Studienplätzen für junge Leute? Die Studienbänke dürfen nicht zum Ausruhen sein, deshalb sollten sie dazu auch nicht einladen. Arbeitslosengeld gibt es für Arbeitslose und nicht für Studenten.

  6. Autor Gabriele Klein
    am 21. April 2015
    6.

    Sehr geehrte Frau Schmidt, gebe Ihnen hier vollkommen recht und das ist auch das Problem der fehlenden Fachkräfte.... Was hier alles aussortiert wird und zwar für immer und ewig (um sich dann einen anzusaufen) das muß dann irgendwie wieder in jenem Ausland angeheuert werden wo die Leute nicht besser sind als hierzulande sondern halt mehr Chancen bekommen.

    Es ist eine Platitüde dass wir uns selbst nicht kennen und daraus folgt unmittelbar: Wir kennen auch den Andern und sein Potential schlußendlich nicht und haben kein Recht ihm seinen Weg zu verbauen.....
    Ein amerikanischer Hochschulprofessor hat mir einst gesagt dass die Pflicht, dem andern eine Chance zu geben genau der Grund ist, warum das deutsche System in den USA abgelehnt würde.....
    Aber wie gesagt, Sie haben das nicht nötig, sie bekommen diese Chance übers Internet aus dem Ausland nehmen Sie diese Chance wahr und vergeuden Sie nicht ihre Zeit mit VHS oder Gasthörer Kursen die nichts zählen, auch das ist ungerecht....Ich wünsche Ihnen viel Erfolg Sie schaffen das. Sehr gute Englischkenntnisse sind Voraussetzung und dann läuft die Geschichte .... Viel Erfolg und viel Spaß wünch ich Ihnen.

  7. Autor Gabriele Klein
    am 21. April 2015
    7.

    .... PS: der Mensch ist von Haus aus ein kreatives Wesen gewährt man ihm diese Kreativität nicht, wird er zerstören. Ein Stillstehen gibt es nicht. Ich verdanke diese Einsicht jüdischen Gelehrten, deren Name ich leider vergaß

  8. Autor Bea Schmidt
    am 22. April 2015
    8.

    Sehr geehrte Frau Klein, vielen herzlichen Dank für Ihr schönes Feedback. Ich sehe es auch so - Menschen sind kreative Wesen. Man sollte ihnen diese Möglichkeiten nicht nehmen. Man sollte sie unterstützen und lieber etwas investieren, also "Geld in die Hand nehmen", wie es so heute so gerne genannt wird. Nur wenn ein System in die Zukunft seiner Bürger investiert und ihnen Möglichkeiten gibt, nach ihren eigenen Möglichkeiten etwas aus sich zu machen - nur dann wird es wirklich gute Fachkräfte geben, die in die Systeme einzahlen. Ich sehe keinen Grund, den Frauen aus dem Film die Möglichkeit der schulischen Ausbildung zu nehmen und ihnen die Lebensgrundlage zu entziehen. Bafög sollte niemals an ein Alter gekoppelt sein, sondern allen Menschen die Möglichkeit bieten, noch einmal im Leben neu durchzustarten. Man zahlt es ja zurück, dann ist es zudem ein Darlehen und geht dem Staat nicht verloren. Außerdem weiß man in gehobenerem Alter eher, was man möchte und kann sich viel besser auf eine Ausbildung konzentrieren. Man hat seine Familie, man ist gefestigt, man weiß wo man steht und um was es geht. In jungen Jahren ist das eher seltener. Vielen Dank noch einmal für Ihre sehr netten und Mut machenden Worte :-)

  9. Autor Bea Schmidt
    am 22. April 2015
    9.

    Sehr geehrter Herr Schuhmann, eine meiner Freundinnen hat beim JobCenter vorgesprochen und wollte sehr gerne eine Umschulung machen, neu durchstarten, sich erst einmal informieren. Ohne Antrag keine Information, hieß es. Was darauf folgte, war unbeschreiblich. "Sie solle erst einmal beweisen, dass sie überhaupt arbeiten WOLLE" und sich auf Stellen bewerben - mit Nachtschichten. Sie hat sehr wohlgeratene Kinder, zwei davon noch im Kita-Alter. Auf den Hinweis, dass sie noch kleine Kinder hat und abends zuhause sein müsse, hieß es, dass sich "ja die beiden größeren Brüder kümmern könnten", 14 und 13 Jahre alt, beide Gymnasium. Von Seiten der Dame im JobCenter kamen Aussagen wie: "Ich arbeite noch 4 Jahre hier, solange werden wir uns immer wieder begegnen und so lange müssen Sie noch an MIR vorbei (!)" Als meine Freundin darauf hin entsetzt ihren Antrag zurückzog, wurden ihr von der Dame Jugendamt und Gesundheitsamt ins Haus geschickt, um zu gucken, wovon sie überhaupt lebe. Die Kinder im Kindergarten wurden hinter ihrem Rücken begutachtet, Lehrer und Erzieher befragt. Leider ist es auch Realität, dass einigen Personen im JobCenter das Amt zu Kopfe steigt, nicht jeder ist da so ein kompetenter und ehrlich bemühter Mensch wie Sie. Auch Ihnen möchte ich für Ihren Beitrag danken.

  10. Autor Erhard Jakob
    am 22. April 2015
    10.

    *Menschen sind vorallem
    sehr unterschiedlich.*
    .
    Diese Erkenntnis stammt nicht von jüdischen
    Gelehrten sondern von mir als einen
    *Otto Normalverbraucher.*
    .
    Einige hängen sich wie ein Blatt in den Wind
    und warten ab, wo es sie hintreibt.
    .
    Andererseits gibt Fische die gegen den Strom
    schwimmen. Dass es diese Fische unendlich
    schwerer haben als die Blätter.
    ist natürlich logisch.

  11. Autor Gabriele Klein
    am 23. April 2015
    11.

    ..Diese Erkenntnis stammt nicht von jüdischen
    Gelehrten sondern von mir als einen
    *Otto Normalverbraucher.*

    Sehr geehrter H. Jakob, offensichtlich nehmen Sie anstoß am Verweis auf andere. In der Schule lernte ich und es versteht sich eigentlich auch von selbst dass es einfach zur intellektuellen Redlichkeit gehört Dinge die nicht auf dem eigenen Mist gewachsen sind als "Geistiges Eigentum" an Leser zu verkaufen..... Daher meinerseits der Verweis halt nach bestem Wissen und Gewissen.... Bemerkungen wie Ihre erschüttern geradezu, vor allem vor dem Hintergrund der zahlreichen Dissertationsskandale....

  12. Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie angemeldet sein.