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Abstimmungszeit beendet
Autor Benjamin Theil am 15. Januar 2015
9750 Leser · 4 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Bilder Trauermarsch Paris / Charlie Hebdo

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

mit Befremden habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie zusammen mit anderen Staatschefs beim offiziellen Trauermarsch zum Gedenken an die Terroropfer in Paris, nicht mit dem gemeinen Volk gelaufen sind, sondern separiert in einer Seitenstraße.

Nicht diese Trennung zwischen Staatschefs und normalen Bürgern hat mich hier erzürnt, sondern die Tatsache, dass dies nicht offen kommuniziert wurde. Erst inoffzielle "Leaks" über das Internet haben diese mediale Farce offengelegt. Es ist verständlich dass bei einem solchen Aufgebot an Weltwichtigkeit und einer solchen Masse an wichtigen Personen das Sicherheitsrisiko immens war.

Dennoch wäre es Ihre Pflicht gewesen, diesen Umstand eindeutig im nachinein klarzustellen. So entsteht für mich der Eindruck, dass SIe an einer wundervollen medialen Inszenierung interessiert waren, denn an einer "Integration" in das gemeine Volk. Das widerspricht zudem den großen Reden die Sie in den letzten Tage mit bedeutungsschwangerem Inhalt gehalten haben. Die Instrumentalisierung eines Verbrechens für eigene Zwecke ist eines der schlimmsten Dinge dessen sich ein Politiker schuldig machen kann. Da Sie ansonsten wichtige Grundwerte wie die Meinungs- und insbesondere die Pressefreiheit berechtigterweise extrem hochhalten, sehe ich hier eine bewusste Fehl -bzw- Desinformation des Mediums Presse.

Als bloße oberste Volksvertreterin wäre es ihre Pflicht gewesen, diese Umstände klar zu äußern. Sie hätten sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen. So muss auch ich leider an der Aufrichtigkeit Ihres Trauerverhaltens zweifeln.

FRAGE:
Warum haben Sie den Medien die Trennung der Trauermärsche
-Politiker auf der einen, Bürger auf der anderen Seite- nicht klar mitgeteilt?

Hochachtungsvoll

Benjamin Theil

Kommentare (4)Schließen

  1. Autor Helmut Krüger
    am 16. Januar 2015
    1.

    Ich teile auch Ihre Ansicht, dass Inszenierungen, soweit sie nach den Sicherheitsauflagen "sein müssen", auch als solche benannt werden, anstatt per Bildbearbeitung und ohne Kommentar ein unwahrheitsgemäßes Bild abzubilden.

    Es mag gute Gründe geben, letzten Endes das nicht zutreffende Bild abzubilden, doch dann sollte es genau so benannt werden. Ansonsten begibt sich die Demokratie in Gefahr der zweckdienlichen Retuschierung:

    Geschichtliche Beispiele: Der russische Soldat, der die rote Fahne auf den teilzerstörten Reichstag gehisst hat, hat dort für den Fotografen geübt, am Boden war es zu dieser Zeit ruhig, so musste eine Staubwolke künstlich aufgewirbelt werden, die der Kriegsdramatik Ausdruck verleihen sollte. Beim allerersten Handschlag zwischen US-amerikansichen und sowjet-russischen Truppen an der Elbe war selbstverständlich kein Pressefotograf mit dabei. Alle Aufnahmen dieses Handschlages sind später gestellt worden. Mich verwundert die Meldung, dass die politischen Mandatsträger nicht direkt vor den Demonstationen auf der Straße waren, in keinster Weise. So habe ich die abgedruckten Bilder von vornherein auch mit dieser Distanz betrachtet.

    Was aber bedeutet das, dass bei nahezu jedem Bild "dieses Metier" diese innere Distanz aufgebaut werden muss, weil die Herrschaft des schönen Scheins zum Zuge kommen soll, die ungeschminkte und recht nüchterne Realität aber nicht?

  2. Autor Erhard Jakob
    am 27. Januar 2015
    2.

    Ich hätte diese Angelegenheit nicht kritisiert. Schließlich
    gab es in dieser Sache schon genug Tote. Ein Tritt-
    brettfahrer und es hätten gleich noch weitere
    Tote geben können. Si finde ich die be-
    sagten Sicherheitsmassnahmen
    schon in Ordnung.

  3. Autor Erhard Jakob
    am 28. Januar 2015
    3.

    Aus meiner Sicht darf *Satire* nicht alles.
    Genauso, wie die Betroffenen der
    Satire nicht alles dürfen.
    .
    Wir alle kennen die
    Volksweisheit:
    *Wenn der Verstand aussetz,
    setzt die Gewalt ein.*
    .
    Mit den "Satire"Karikaturen
    sollte doch nur Geld
    verdient werden.
    .
    Und, wenn man bedenkt, dass die
    Zeitung nach dem Anschlage
    3 Millionen mal verkauft
    wurde, können wir uns
    ausrechnen, was die
    Redaktion verdient
    hat.
    .
    Verdient am Leid der Angehörigen
    und mit dem Blut der Opfer.

  4. Autor Gabriele Klein
    am 14. Februar 2015
    4.

    Sehr geehrter Herr Jakob,

    die die Karikaturen in einer freien Entscheidung ihrer selbst zu verantworten haben haben nichts verdient sondern sie sind tot......

    Dennoch,danke für diese Ihre Zeilen, die ich doch sicherlich auf den Kommentarseiten ausländischer Presse zitieren darf als Kostprobe dafür, wie man hierzulande über die Pressefreiheit nach unverstellbaren Greueltaten denkt.......

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