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Beantwortet
Autor F. Stiegeler am 08. Januar 2009
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Kinder und Jugend

Tagesmutter

Sehr geehrte Frau von der Leyen,

dass Sie nun für die Tagesmütter eintreten finde ich sehr gut, da die Arbeit der Tagesmutter nicht geschätzt wird, aber dennoch sehr wichtig im Leben eines Kindes ist.

Ich möchte Ihnen einmal darlegen was meine Frau "verdient".
Für ein Tageskind, welches meine Frau im Monat 72 Stunden betreut, bekommt sie 187.- EUR, hiervon muss noch das Mittagessen bezahlt werden d.h. wenn man es ausrechnet entspricht dies einem Stundenlohn von 2,60 EUR. Seminare und Kurse welche man besuchen muss sind hier nicht eingeschlossen. Sollte Ihr Kollege Steinbrück nun auch noch Steuern abziehen wollen kann unser Deutschland die Tagesmütter vergessen denn sie wird es dann nicht mehr geben. Kinder sind unsere Zukunft, aber zu was für einem Preis?
Tagesmutter zu sein bedeutet nicht Job oder Beruf sondern Berufung,
denn wie von Experten immer gesagt wird, sind die ersten drei Jahre im Leben eines Kindes von immenser Wichtigkeit d. h. sie sollten immer nur ein Kind annehmen damit es ihre volle Zuneigung bekommt und nicht nur einen kleinen Teil, wenn man mehrere Tageskinder hat.

Wie wollen Sie nun den "Beruf" der Tagesmutter aufwerten?
Bitte lassen Sie sich von Ihrem Weg, der sicher steinig sein wird, von Ihren Kollegen nicht abbringen, die Tagesmütter werden es Ihnen danken.

Mit freundlichen Grüßen

Friedrich Stiegeler

+90

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Antwort
von Ursula von der Leyen am 02. April 2009
Ursula von der Leyen

Sehr geehrter Herr Stiegeler,

ich bin völlig Ihrer Meinung: De Tätigkeit einer Tagesmutter ist keine Arbeit wie jede
andere. Diesen Beruf ergreift man aus Überzeugung und tiefstem Herzen. Tagesmütter sind nah an der Familie dran, sehr flexibel, und deswegen besonders gut für die Betreuung kleiner Kinder. Wir wollen daher bis 2013 ein bedarfsgerechtes Kinderbetreuungsangebot für unter Dreijährige in ganz Deutschland schaffen - zu einem Drittel mit Tagesmüttern und -vätern.

Ich teile Ihre Einschätzung, dass man bei einem Stundensatz wie dem Ihrer Tagesmutter kaum von einer fairen Vergütung sprechen kann. Ihrer Forderung, gut ausgebildete Tagesmütter und -väter angemessen zu bezahlen, kann ich nur beipflichten. Das Grundproblem der Kindertagespflege sind nicht die neu eingeführte Besteuerung und die Sozialversicherung, diese Abgaben müssen andere Beschäftigte auch zahlen. Das Grundproblem ist die traditionell niedrige Vergütung, die von Kommune zu Kommune auch noch sehr unterschiedlich ausfallen kann. Im neuen Kinderförderungsgesetz der Bundesregierung ist deshalb ausdrücklich festgeschrieben, dass alle bei den Städten und Gemeinden angestellten Tagesmütter künftig eine "leistungsgerechte Vergütung" erhalten sollen. Die Länder und Kommunen stehen nun in der Verantwortung, das in die Praxis zu übertragen. Vorausschauende Städte und Gemeinden haben längst begonnen, die Stundensätze für ihre Tagesmütter nach oben zu schrauben. Sie wissen, dass flexible Betreuung durch gut qualifizierte Tagesmütter nicht nur auf dem Wunschzettel von Eltern insbesondere von kleinen Kindern ganz oben steht, sondern auch ihrem ureigensten Interesse der Kommunen steht. Um den großen Bedarf zu decken und die ellenlangen Wartelisten abzubauen, sind sie auf jede Tagesmutter angewiesen. Städte- und Gemeindekämmerer, die jetzt nicht in leistungsgerechte Vergütungen für ihre Tagesmütter investieren, müssen spätestens 2013 für jedes Kind, das keine Tagesmutter findet, einen Einrichtungsplatz vorhalten, der sie wesentlich teurer kommt.

Aber auch ein anderer Punkt ist wichtig: Preis und Qualität bedingen einander. Gerade weil die ersten drei Lebensjahre für die Entwicklung eines Kindes so entscheidend sind und ganz besondere Anforderungen an die Betreuung stellen, ist die Qualifikation der Tagesmütter und -väter so wichtig. Deswegen hat der Bund mit den Ländern im Oktober 2008 das Aktionsprogramm Kindertagespflege gestartet, mit dem wir bundesweit Strukturen der Kindertagespflege auf- und ausbauen. Das Ziel ist eine flächendeckend hochwertige Qualifikation von Tagesmüttern, die einen respektierten Beruf ausüben und dafür gerecht bezahlt werden.

Herzliche Grüße

Ihre