Liebe Besucherinnen und Besucher,

seit 2006 beantwortete das Bundespresseamt Ihre Fragen auf dieser Plattform im Auftrag der deutschen Bundeskanzlerin. Im Zuge einer Neustrukturierung entwickelt das Bundespresseamt sein originäres Angebot weiter im Sinne eines Bürgerservices mit Dialogmöglichkeiten. Auf dieser Plattform wurden am Montag, den 30. April 2018, die letzten drei Fragen beantwortet. Neue Beiträge und Kommentare werden nicht mehr veröffentlicht.

Wir danken Ihnen für Ihre rege Teilnahme auf www.direktzurkanzlerin.de.

Ihr Moderationsteam

Beantwortet
Autor Martina Großmann am 27. Februar 2017
9906 Leser · 4 Kommentare

Die Kanzlerin direkt

Nach 30 Jahren muss ich mein Einzelhandelsgeschäft schließen

Guten Tag Frau Dr. Merkel,

Ich, Anna-Martina Großmann, 54 Jahre alt, eine Ihrer Wählerinnen, bin seit 29 Jahren Unternehmerin und führe/ führte zwei Damenbekleidungsgeschäfte. Der Einzelhandel stirbt aus genau so wie ein Teil von mir, ich brauche Ihre Hilfe!
Ich, eine gestandene Frau, seit Jahren mit Liebe und Herz in diesem Beruf, weiß nicht mehr weiter. Die Fußgängerzonen in der Städten bleiben leer, der Internethandel macht nicht nur mein Leben kaputt sondern auch das von vielen anderen Menschen mit Familie, genau wie bei mir!

Wir dürfen keine Tüten mehr für die Ware aushändigen, Amazon jedoch mit LKWs Kartons, Plastiktüten, Verpackungsmaterial liefern?
Warum werden nicht die ortsansässigen Einzelhändler in Deutschland unterstützt sondern Amazon, ein amerikanischer Großkonzern?
Ich würde mich über eine Stellungnahme zum boomenden Internethandel und den schließenden Einzelhändlern freuen.

Bitte helfen Sie UNS!
Mit freundlichen Grüßen,
Martina Großmann

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 28. März 2017
Angela Merkel

Sehr geehrte Frau Großmann,

vielen Dank für Ihre Frage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.

Sie sprechen ein Problem an, dass auch der Bundeskanzlerin Sorgen bereitet. Die Entwicklung des stationären Einzelhandels im Wettbewerb mit dem Internethandel ist in der Tat bedenklich. Es hat nachteilige Folgen für viele Innenstädte in Deutschland.

Für viele Menschen ist der Einkauf im Internet von zu Hause aus einfach bequem. Andererseits wünschen sich Viele aber auch attraktive Innenstädte zum Bummeln oder zum Besuch von Restaurants oder Cafés.

Eine einfache Lösung des Problems gibt es nicht. Zunächst kommt es darauf an, dass sich der Handel mit der neuen Lage auseinandersetzt. Viele Einzelhändler haben sich inzwischen darauf eingestellt und versuchen, durch eigene Internetangebote oder andere Maßnahmen die Attraktivität ihres Geschäfts zu verbessern. Vermehrt wird auch die erweiterte Ladenöffnung an Sonn- und Feiertagen diskutiert, die allerdings rechtlich eingeschränkt ist.

Die Politik beschäftigt sich inzwischen auf allen Ebenen damit, das heißt Bund, Länder und Kommunen. Das Bundeswirtschaftsministerium hat eine Dialogplattform Einzelhandel zu dem Thema eingerichtet. Hier wird die Thematik eingehend diskutiert und Vorschläge zur Unterstützung des stationären Einzelhandels gesammelt. Die Plattform beschäftigt sich mit der Digitalisierung und deren technologischen Herausforderungen, den Perspektiven für eine lebendige Stadt und für den ländlichen Raum, den Folgen für Arbeit und Berufe sowie mit Wettbewerbsfragen: http://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/dialogplattform-e...

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

Kommentare (4)Schließen

  1. Autor Günter Bartnik
    am 28. Februar 2017
    1.

    Ich gebe Ihnen da vollkommen Recht. Aber Hilfe von Frau Merkel?
    Da hoffen Sie vergebens!
    Ich kann Ihnen da nur raten: Wahlen Sie eine andere Partei!!
    Ich möchte keine Partei erwähnen, aber mir ist als ehemaliges CDU Mitglied schon länger klar, daß ein Wechsel kommen sollte.
    Herr Winterkorn von VW bekommt pro Tag über 3000.00 Euro während in Afrika 1.4 Millionen am verhungern sind. Das ist die soziale Gerechtigkeit in Deutschland 2017
    Mit Gruß G. Bartnik

  2. Autor Erhard Jakob
    am 13. März 2017
    2.

    Ratschläge können auch Schläge sein! Ich bin davon überzeugt, dass
    eine andere Partei es auch nicht besser kann. Die Ungerechtigkeit ist
    kein deutsches Problem sondern ein globales. Das System des
    Kapitalismus ist schuld und nicht die deutsche Bundes-
    kanzlerin oder der deutsche Bundeskanzler.

  3. Autor F Binder
    Kommentar zu Kommentar 2 am 15. März 2017
    3.

    Hallo Erhard Jakob,
    so vernünftig ihre Schuldzuweisung zunächst erscheint, so irrig ist sie letztlich. Kapitalismus herrscht nach allgemeiner Ansicht auch in Deutschland?

    Ursache an dem geschilderten Problem ist daher m.E. nicht der „Kapitalismus“, sondern der mangelnde Einfluss der nationalen Regierung auf den globalen Markt. Um solcherlei Probleme zu lösen, müsste eine Art globaler Wirtschaftsorganisation die nationale Politik ergänzen. Die Staatengemeinschaft benötigt eine Instanz die gemeinsame für alle Staaten geltende Regel z.B. bezüglich von Arbeitsrecht, Umweltschutz usw. aufstellt. Die Alternative wäre die Abkehr vom globalen Handel was m.E. angesichts der globalen Vernetzung ein Ding der Unmöglichkeit ist.
    Das einfache handelsübliche Smartphone z.B. basiert auf über Hundert Patenten und mindesten ebenso vielen Materialien aus aller Herren Länder.

    Die Lösung solcher Probleme besteht also in der Erarbeitung von multinationalen, globalen Verträgen und Abkommen und hier ist die Regierung zum Teil durchaus auf einem guten Weg.

    Mfg

    F. Binder

  4. Autor F Binder
    Kommentar zu Kommentar 1 am 15. März 2017
    4.

    Hallo Günter Bartnik
    1.
    Die Frage ist ja wie die Hilfe aussehen soll. Zunächst mal existiert ein verändertes Verbraucherverhalten. Immer mehr Menschen kaufen bequem vom Sofa aus die Dinge ihres täglichen Bedarfs. Wie kann dieser Trend umgedreht werden, soll er überhaupt umgedreht werden?
    Zu glauben, eine andere Partei könne dies so einfach lösen ist äußerst blauäugig.
    M.E. sollten wir die Veränderungen zur Kenntnis nehmen und unser Leben anpassen anstatt zu verzweifeln und uns nach dem Gestern zurück zu sehnen.
    So wäre Frau Martina Großmann zu raten parallel zu ihren Geschäften einen Internethandel zu betreiben und so die Reichweite ihres Angebots zu erhöhen.
    Ich sehe jedenfalls keine Möglichkeit wie die Politik hier sinnig aktiv werden könnte. Anders verhält es sich bezüglich des ökologischen Aspektes von Frau Großmanns Anliegen. Wir können es langfristig nicht zulassen, das Regionale -Nationale Umweltstandards durch Mechanismen des Weltmarktes ausgehebelt werden. Hier muss die nationale Politik auf globale Regeln hinarbeiten. (Siehe meinen anderen Kommentar)

    2.
    Ja, die Schere zwischen Arm und Reich ist kritikwürdig. Aber auch wenn Herr Winterkorn von VW nur 1/10 bekommen würde, ändern sich die Zustände im Afrika nicht. Am Hunger in Afrika ist das Gehalt von Winterkorn kaum Schuld.
    M.E. reicht unser Steuersystem um Gehälter nach oben hin zu begrenzen. Wir leben bekanntlich in einem demokratischen System, das es erlaubt z. B. für die Forderung nach einem Spitzensteuersatz von 100% ab einem Einkommen von x-Millionen, Mehrheiten zu sammeln. Daher brauchen wir keine Begrenzungen von Managergehältern und dergleichen.

    Die Ursache für den Hunger in Afrika ist ebenfalls die Globalisierung. Also das Fehlen von globalen Ordnungsstrukturen, die die einzelnen Regionen vorm Ausbluten schützen. Eine globale Strukturpolitik, die die notwendigen regionalen Anpassungen an die moderne Zeit konstruktiv und human begleitet, scheitert gegenwärtig noch an der Konkurrenz der westlichen Nationalstaaten um Märkte und Ressourcen.

    F. Binder

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