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Abstimmungszeit beendet
Autor Gunther G. am 29. November 2010
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Außenpolitik

Ein Hauptmann von Köpenick und das Versagen in Afghanistan

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

die Sächsische Zeitung vom 24.11.2010 publizierte folgenden Artikel:

„Hauptmann von Köpenick in Kabul: Er wurde vom Westen umworben, durfte in einem Nato-Flugzeug zu Friedensgesprächen fliegen und galt als einer der höchsten Taliban-Führer. Doch dann entpuppte sich der Mann als Hochstapler. Der Hochstapler soll erst aufgeflogen sein, nachdem er eine beachtliche Summe vom Westen erhalten haben soll“.

Es ist doch wirklich eine Posse, wenn Geheimdienste und Politiker, auf höchster Ebene versagen. Ich glaube schon lange nicht mehr an eine erhöhte Gefahr, die von einigen terroristischen Fanatikern ausgehen soll.
Diese angeblichen Terroranschläge produzieren wir selber. Gefahr erzeugt Angst und mit ängstlichen Menschen können die Regierungen, ihre politischen und militärischen Forderungen, überzeugender und schneller durchsetzen.

Ich bin überzeugt und wer die Politik der USA in der Vergangenheit verfolgte, findet sich immer wieder bestätigt, dass es um Einfluss der USA und Europas auf strategische wichtige Länder geht. Es geht um wichtige Ressourcen. Das Beispiel Irak zeigt doch überzeugend, um was es ging. Mit Lügen und Desinformationen hat die damalige Bush Regierung, dass so Geliebte Europa, nicht nur für einen Einmarsch in den Irak weich klopfen können. Es funktioniert immer wieder.

Natürlich ist durch den leidvollen Krieg in Afghanistan, keine Demokratie in ein Land einzupflanzen, die auf eine Jahrtausende alte Kultur, verbunden mit alten Traditionen, zurückblicken kann. Niemals wird sich unsere schön ausgedachte Demokratie für Afghanistan aufpfropfen lassen. Solange die ökonomische und finanzielle Macht in den Händen der Lokalfürsten liegt, der Anbau von Opium, trotz weniger Fläche effektiver wird und damit Macht und Einfluss bestehen bleiben, erreichen wir gar nichts. Die Afghanen bleiben von ihnen abhängig, mit dem täglichen Verlangen nach Brot und Unterkunft. Damit sind sie jederzeit manipulierbar.

Was haben Sie mit Ihrer Regierung dagegen getan, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin?

Einigen Afghanen Obst- und Gemüsebau beigebracht, um wirtschaftlich unabhängig zu sein. Schulen gebaut, die teilweise schon wieder leer stehen, weil Frauen und Kinder unter Druck gesetzt werden. Insgesamt ist das lächerlich wenig. Das Volk wird, und genau das wissen Sie, sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin, weiterhin am Tropf ihrer Opiumfürsten hängen. Sie werden auch in Zukunft ausgebeutet geknechtet und versklavt werden. Die Frauen und die Kinder sind der Willkür von Stammesfürsten ausgesetzt und dem religiösen Gesetz der Scharia unterworfen.

Auf eine korrupte Regierung, des Herrn Karsai, wird die USA und Europa nicht bauen können. Es sind die Ersten, die bei einer militärischen Wende, zu ihren ausländischen Bankkonten flüchten, die wir alle gemeinsam gesponsert haben. Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin haben Sie hier mit politischer Weitsicht agiert?

Entweder die NATO bleibt auf unbestimmte Zeit, mit Tausenden von Soldaten und Aufbauhelfern in diesem Land, mit dem Ergebnis auch in Zukunft Hunderte von toten und verwundeten Soldaten zu haben. Das halten die USA und Europa nicht aus. Oder die NATO zieht sich schrittweise bis zum Jahr 2014 zurück und das mit der Gewissheit, das Land Afghanistan weiter im barbarischen Mittelalter zu lassen.
Wir hinterlassen ein Fiasko, ähnlich der Russen, die mit Häme, geschlagen und ausgeblutet, Afghanistan verließen. Die USA und Europa haben nichts, aber auch gar nichts gelernt.

Haben Sie hier nicht als Kanzlerin aller Deutschen, die mehrheitlich gegen den Krieg sind, versagt?

Um was geht es?
Stehen an erster Stelle nicht strategische Überlegungen? Geht es nicht um politische und wirtschaftliche Einflussnahme? Das Wichtigste- der ehemalige Präsident der Bundesrepublik, Herr Horst Köhler, stürzte über diese Aussage- es geht vor allem um Rohstoffe. Alles dreht sich auch in der Zukunft um dieses Thema. Das wird über Krieg und Frieden entscheiden.

Wie sehen die notwendigen strategischen und politischen Überlegungen, die sich notwenigerweise auch der Bundesrepublik Deutschland stellen, aus?

Mit freundlichen Grüßen

Gunther Gräfe