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Beantwortet
Autor Mathias Thalheim am 24. Januar 2009
16442 Leser · 0 Kommentare

Arbeitsmarkt

Qimonda-Insolvenz

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Dr. Merkel,

was wird nun mit den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und deren Familien?

"Freitag, 23. Januar 2009 bei n-tv
Insolvenz beantragt
Qimonda am Ende

Der krisengeschüttelte Speicherchip-Hersteller Qimonda mit weltweit rund 12.000 Beschäftigten ist pleite. Nach wochenlangem Überlebenskampf stellte die Infineon-Tochter Insolvenzantrag beim Amtsgericht München. Das Gericht bestellte daraufhin den Münchner Anwalt Michael Jaffe als vorläufigen Insolvenzverwalter.

Wie die Chancen auf eine Sanierung der Infineon-Tochter stehen, wollte ein Sprecher Jaffes noch nicht beurteilen. Der Qimonda-Vorstand sieht Möglichkeiten, die zur Neuausrichtung notwendigen finanziellen Mittel in Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern und Investoren zu bekommen. Der Vorstand sei bestrebt, wesentliche Unternehmensteile im Rahmen der Insolvenz zu sanieren, hieß es.

"Wir gehen davon aus, dass wir unseren Geschäftsbetrieb mit Unterstützung des vorläufigen Insolvenzverwalters sowie unserer Mitarbeiter im Sinne unseres Restrukturierungsprogramms fortführen können", sagte Vorstandschef Kin Wah Loh. Der vorläufige Insolvenzverwalter werde sich in den nächsten Tagen einen Überblick über die Situation des Unternehmens verschaffen.

Qimonda mit Standorten in Dresden, München und Porto leidet seit langem unter dem dramatischen Preisverfall bei DRAM-Speicherchips und der Konkurrenz aus Fernost. Derartige Speicherchips kommen vor allem in Computern und Spielekonsolen, aber auch in Handys zum Einsatz.Die Zahl der Beschäftigten hatte sich durch ein Sparprogramm von ursprünglich 13.000 auf mittlerweile 12.000 verringert.

Hohe Belastungen für Infineon

Die Infineon-Tochter steckte bereits seit Wochen in der Existenzkrise. Zuletzt war bekanntgeworden, dass Qimonda weitere bis zu 300 Mio. Euro an frischem Kapital benötigt. Zusammen mit einem im Dezember geschnürten Finanzpaket summierte sich der Liquiditätsbedarf damit auf mehr als 500 Mio. Euro; eine Insolvenz hatte sich deshalb bereits abgezeichnet.

Durch die Pleite werden gravierende Folgen für die Standorte des Unternehmens erwartet. Aber auch Infineon drohen nun nach früheren Angaben von Konzernchef Peter Bauer hohe Lasten. Eine genaue Summe hatte Bauer aber nie genannt. Ein Infineon-Sprecher wollte sich nicht zu möglichen Belastungen äußern. Ihm liege keine offizielle Bestätigung der Insolvenz vor. Das Unternehmen war 2006 von der Mutter Infineon abgespalten und an die Börse gebracht worden. Infineon hält noch rund 77,5 Prozent der Aktien.

Dramatische Eigenkapitalsituation

Bund sowie die Länder Sachsen und Bayern hatten zuletzt nach Angaben aus Finanzkreisen eine Absicherung des kurzfristig benötigten Finanzbedarfs über Bürgschaften abgelehnt. Auch die Banken hätten sich von Qimonda abgewendet. Die Eigenkapitalsituation sei dramatisch. Vorangegangen war am Mittwochabend ein Spitzentreffen aller Beteiligten, das aber keine Fortschritte gebracht habe.

Erst kurz vor Weihnachten hatten Sachsen, Portugal und der Mutterkonzern Infineon ein Rettungspaket über 325 Mio. Euro zugesagt. Sachsen wollte sich mit 150 Mio. Euro beteiligen, Infineon mit 75 Mio. Euro und Portugal als einer der Qimonda- Standorte mit 100 Mio. Euro. Daneben war eine Bürgschaft von Bund und Land Sachsen über 280 Mio. Euro vorgesehen."

Bei einer Wahlkampfveranstaltung der jetzigen Oberbürgermeisterin von Dresden, Frau Orosz, im Mai des vergangenen Jahres mit Unterstützung des verantwortlichen CDU-Bundestagsabgeordneten, Dr. Norbert Röttgen, der damals vor der Wahlveranstaltung, die Geschäftsführung von Qimonda in Dresden besucht und ein Gespräch geführt hatte, habe ich in der Diskussion dieses Thema schon in aller Ernsthaftigkeit angesprochen.

Mit hoffnungsvollen Grüßen

Mathias Thalheim

Antwort
im Auftrag der Bundeskanzlerin am 02. März 2009
Angela Merkel

Sehr geehrter Herr Thalheim,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die wir im Auftrag der Bundeskanzlerin beantworten.
Die Bundesregierung bedauert die Insolvenz des Unternehmens Qimonda. Sie misst dem Halbleiterstandort Sachsen hohe Bedeutung bei. Der Freistaat Sachsen, der Freistaat Bayern und die Bundesregierung haben während der Verhandlungen der letzten Wochen dem Unternehmen alle in Frage kommenden Finanzierungsinstrumente angeboten, um eine Insolvenz zu vermeiden.
Staatliche Unterstützung im Finanzierungsbereich setzt jedoch ein Mindestmaß an finanziellem Eigenengagement des Unternehmens voraus. Zudem müssen die Banken bei der Finanzierung ein Restrisiko übernehmen. Die Bankenseite war jedoch nicht bereit, das erforderliche Restrisiko zu tragen. Darüber hinaus konnte das Unternehmen die Tragfähigkeit des Geschäftsmodells nicht hinreichend darlegen.
Das weitere Vorgehen hängt jetzt von den Entscheidungen des Insolvenzverwalters ab. Die Bundesregierung wird sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten konstruktiv an den weiteren Schritten zu einer Rettung des Unternehmens beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Presse- und Informationsamt der Bundesregierung