Sehr geehrte Damen und Herren,

wie Sie sicher aus den Medien erfahren haben, werde ich am 28. August vom Amt des Ministerpräsidenten zurücktreten. Deshalb wird es mir künftig nicht mehr möglich sein, Ihre Fragen an dieser Stelle zu beantworten. Der Bürgerdialog über das Onlineportal direktzu.de hat in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl von Anliegen und Problemen von Ihnen, den Bürgerinnen und Bürgern, thematisiert. Ich habe mich über die anhaltende Resonanz sehr gefreut. Sie dokumentierte Ihr Interesse am Lebensumfeld, aber auch an politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fragen. Das Portal war für mich wichtiger Anzeiger, welche Sorgen, Probleme oder Anliegen die Menschen im Land bewegen. Es bot die Möglichkeit, politische Bewertungen aus der brandenburgischen Bevölkerung ungefiltert und direkt zu erfahren. Und ebenso offen und geradeheraus habe ich mich stets um Antwort bemüht. Für mich war darüber hinaus entscheidend, dass das Voting-Verfahren den öffentlichen Diskurs bei uns im Land befördert. Fragesteller und auch ich wussten dadurch: Das interessiert Viele!

Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihr Vertrauen und die vielen interessanten Fragen und Einschätzungen.

Herzlichst

Ihr

Matthias Platzeck

Beantwortet
Autor Ingrid kleiner. am 26. Juli 2012
8651 Leser · 49 Stimmen (-1 / +48) · 1 Kommentar

Wirtschaft

Energiewende und Braunkohle

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Platzeck.

Ich wende mich heute an Sie, weil ich fürchte, dass mit jeglicher weiteren Nutzung von Braunkohle zur Stromerzeugung die Energiewende gebremst wird. Denn Braunkohlekraftwerke sind nur schwer regelbar und gehören zusammen mit den AKW zur sogen. Grundlast. Das hat zur Folge, dass Wind- und Solarstrom abgeregelt wird, damit die Grundlastwerke regelmäßig dieselbe Menge Strom verkaufen können.
Was wir brauchen sind Stromspeicher aller Größen, Photovoltaik- und Windstrom mit Pufferspeicher und Gaskraftwerke für die "Grundlast". Diese sind leicht abregelbar und Gas kann gespeichert werden. Riesige Übertragungsnetze können das nicht leisten.
Für ausführliche Darstellung und Erklärung empfehle ich dringend die Lektüre des Solarbriefes2/2012 des SFV nd dessen Stellungnahme zum Netzentwicklungsplan. http://www.sfv.de/
Außerdem zeigen die unter http://www.netzentwicklungsplan.de/content/konsultation-2012 veröffentlichten Stellungnahmen von Bürgern, dass vorwiegend für den Vorrang dezentraler Erzeugung plädiert wird.
Ich bitte Sie also sehr, lieber die Solar-und Wind-stromerzeugung zu stützen und die Entwicklung entsprechender Speicher zu fördern, als in Braunkohlekraftwerke zu investieren, die ohnehin - hoffentlich sehr bald nicht mehr gebraucht werden. So könnte auch die mittelständische Wirtschaft gestärkt werden.

Mit freundlichen Grüßen
Ingrid Kleiner

+47

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Antwort
von Matthias Platzeck am 17. September 2012
Matthias Platzeck

Sehr geehrte Frau Kleiner,

mit Ihrer Frage berühren Sie ein Thema, das die Landesregierung bei der Erarbeitung der Energiestrategie 2030 im vergangenen Jahr mit am intensivsten und mit allen beteiligten Akteuren diskutiert hat: ´Brauchen wir noch die weitere Verstromung unserer Braunkohle – ist dies nicht hinderlich bei der Erfüllung unserer Klimaschutzziele?´. Insofern bin ich Ihnen dankbar für Ihre Wortmeldung, gibt mir die Beantwortung doch Gelegenheit, zu dieser wichtigen Frage nochmals ausführlich Stellung zu nehmen.

Mit unserer Energiestrategie verfolgen wir seit langem die klare Zielrichtung, schrittweise und unumkehrbar aus der Atomenergie auszusteigen und konsequent die Nutzung Erneuerbarer Energiequellen auszubauen. Unser langfristiges Ziel ist eine vollständige Versorgung aus Erneuerbaren. Mit unserer neuen Energiestrategie 2030 haben wir deshalb den Vorrang des Ausbaus dieser Energien weiter festgeschrieben. Brandenburg ist bundesweit Vorreiter auf diesem Feld. Diese Position wollen wir halten und auch 2012 – und damit zum 3. Mal hintereinander – als erfolgreichstes Bundesland bei den Erneuerbaren Energien mit dem „Leitstern“ ausgezeichnet werden.

Zugleich ist aber sonnenklar, dass mit der Entscheidung der Bundesregierung zum Ausstieg aus der Kernenergie die konventionellen Kraftwerke und damit auch die Braunkohle als Brückentechnologie auf absehbare Zeit unverzichtbar bleiben. Sie sichern in unseren Netzen die Grundlastleistung und halten sie damit stabil. Denn die Menschen in Deutschland und nicht zuletzt unsere Unternehmen sind auf eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung angewiesen. Sie, sehr geehrte Frau Kleiner, verfolgen sicher die Debatten um die ´Bezahlbarkeit der Energiewende´. Ich finde diese Diskussion wichtig, weil wir ohne ganz sicher auch kostenabhängige Akzeptanz in der Bevölkerung einen derart gravierenden Einschnitt bei unserer Energieversorgung nicht werden stemmen können.

Die weitere Nutzung der Braunkohle verstehe ich dabei als „Brücke“ hin zu den regenerativen Energien. Wie lange wir sie benötigen, hängt davon ab, wie schnell es gelingt, die Erneuerbaren in unser Energiesystem versorgungs- sicher zu integrieren. Bis dahin wird es auch darauf ankommen, dass die Betreiber der Braunkohlekraftwerke Technologien zu CO2-armen Stromerzeugung entwickeln und die Regelbarkeit dieser Kraftwerke deutlich verbessern. So besitzt das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde bereits ein erhöhtes Regelpotenzial. An der weiteren Erhöhung der Flexibilität wird gemeinsam mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus geforscht.

Auch beim Aus- und Umbau der bestehenden Netzinfrastruktur gibt es einen großen Nachholbedarf. Die Netze, die uns jetzt zur Verfügung stehen, sind nicht ausreichend in der Lage, den Strom aus erneuerbaren Energien dahin zu leiten wo er gebraucht wird. Und wir brauchen – und hier stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu - die Möglichkeit zur Speicherung der regenerativen Energien. Dies ist in großem Umfang derzeit noch nicht möglich. Mit der Erforschung und Entwicklung von Energiespeichern und der flexiblen Steuerung der Stromnetze stehen wir erst am Anfang. Das müssen wir weiter forcieren und unterstützen. Mit dem deutschlandweit ersten Bau eines Hybridkraftwerkes, das aus Wind gewonnene Energie speichern kann, wurde in der Uckermark bei uns in Brandenburg ein erster Schritt getan. Es ist wichtig, dass die Bundesregierung die Erforschung von alternativen Energien und vor allem auch der Speichertechnologien als einen Schwerpunkt der neuen Energiepolitik anerkennt und entsprechend fördert. Dafür setze ich mich ein.

Mit freundlichen Grüßen

Matthias Platzeck


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